Ein Marktverkäufer, der alles richtig macht
Text: Kirsten Fuchs
Ich habe aufgehört zu rauchen und trinke kaum noch Alkohol. Ich trinke nur noch Alkohol, wo kein Alkohol drin ist. Ich habe sogar mit Yoga aufgehört, und wisst ihr was … das war ganz leicht.
Ich habe auch aufgehört, wirklich Pflanzen zu kaufen, aber ich bin trotzdem verrückt nach Pflanzenmann. Er hat ein Mikrofon um den Hals gehängt, an einem Bindfaden. Zur vorderen Seite ist es mit Pflaster abgeklebt, damit der Wind nicht so hineinfährt. Was der Wind aber doch tut. Dann rauscht es fürchterlich. Wenn Pflanzenmann aus den meterhohen Regalen Pflanzen herauszieht, knallt das Mikrofon an das Metallgerüst des Regals. Das Mikrofon ist schlecht und rauscht. Pflanzenmann hat dazu oft noch eine Zigarette im Mund. Nein, er muss nicht deutlich reden. Es geht darum, Pflanzen zu verkaufen. Er will nicht gewählt werden oder so. Er redet einfach vor sich hin, ob ihm jemand zuhört oder nicht. Es ist ein Gesprächsangebot.
Wenn da einer etwas wissen will – meistens, ob er oder sie den riesigen Elefantenfuß auch für fünf Euro haben kann –, dann wendet sich Pflanzenmann demjenigen kurz zu, zieht einmal an der Zigarette, und dann geht’s los. »Solche Blumen gibt es nicht überall«, sondern nur bei ihm, fängt er langsam an. »Geh mal in den Baumarkt, da findest du die niemals in der Größe. Die sind ganz selten und gehen nie ein. In der Farbe werden die hier gar nicht verkauft. Die gehen sonst alle nach Frankreich, weil man da noch Ahnung von Pflanzen hat und bereit ist, mehr dafür zu bezahlen.«
»Eigentlich gibt es diese Blume gar nicht mehr«, sagt er. »Die ist vom Aussterben bedroht, und das sind die letzten sieben ihrer Art.«
Er kann die nicht für fünf Euro verkaufen. Da bräuchte er gar nicht erst loszufahren. Er kann nur zwei für sieben verkaufen. Und dann bringt er den Klassiker: »Wer jetzt hier ganz schnell mal Ahnung hat«, sagt er, und dann packt er ein Paket …